Die Wurzel

Zu den Zeiten Adolf Kolpings war für den Gesellen das „Wandern“ eine Pflicht, damit er fremde Sitten und Gebräuche kennenlernte. Dadurch sollte er sich in seinem Handwerk vervollkomnen und dann als gereifter Mensch die Meisterprüfung ablegen. Damit er dann auf der „Walz“ (so wurde das Wandern damals genannt) überall in Deutschland nicht allein gelassen war, hat sich Kolping seiner angenommen und den Gesellenverein gegründet. Dadurch fand er überall eine Unterkunft und wusste sich immer in der Familie, der Kolpingsfamilie, aufgehoben.

Das rechte Bild zeigt 2 Wanderburschen aus dem Jahr 1928. Der linke war ein Bäckergesellen und der andere ein Sattlergeselle und natürlich Kolpingsbrüder.

Wie das damals so ablief, könnt Ihr unter „Aktuelles“ nachlesen, denn dort wird in einer Fortsetzungsserie das Tagebuch des Wanderburschen, Bäckergesellen und Kolpingsbruder Hermann wiedergegeben.

Gedanken, was „wir heute“ unter Kolping verstehen

Kolping – das sind wir, ob in Deutschland, ob in Europa oder in mehr als 50 Ländern der Erde. Weltweit sind wir vernetzt durch die Kolping-Idee. Sie begründet Einheit und Vielfalt in den Hirnen, Herzen und Händen der Mitglieder. Und sie alle kennen das Lied von der Glocke, der Kolping-Glocke! Es sagt uns Kolping – das sind Leute wie wir, die wissen, wo die Glocken hängen. Die kennen sich im Leben aus. Das sind keine Stubenhocker oder Hinterweltler. Sie stehen mit beiden Beinen in der Welt und wissen, worauf es ankommt und was die jeweilige Stunde geschlagen hat. Sie packen das Leben an und meistern es mit all seinen Höhen und Tiefen, Sonnen- und Schattenseiten. Dabei haben sie einen heissen Draht nach oben. Denn davon sind sie überzeugt, dass der Glaube an Gott die besten Lebensweisheiten und Zukunfts-perspektiven vermittelt.

Kolping – das sind Leute wie wir, die etwas läuten gehört haben. Bei ihnen ist das Gerücht angekommen, dass sie nicht gottverlassen und mutterseelenallein über diese Erde gehen. Sie schwören darauf, dass sich in Jesus von Nazareth Gott selbst uns Menschen zugesellt hat. Sie sind begeistert von der Botschaft, dass sich der Sohn Gottes radikal auf unsere Seite gestellt hat, vor allem auf die Seite der Armen und Entrechteten. Wir, die Leute von Kolping, wissen, wo unser Platz ist; immer an der Seite derer, die Not leiden und in vielerlei Hinsicht arm dran sind. Dort war auch Adolph Kolping zu finden. Er ergriff konsequent Partei für die jungen Handwerksgesellen, die weitgehend zu denen da unten gehörten.

Kolping – das sind Leute wie wir, die etwas an die grosse Glocke hängen. Sie posaunen heraus, dass sie von Jesus und seiner Botschaft begeistert sind und dass sie Mass nehmen an dem überzeugenden Beispiel Adolph Kolpings. Sie hängen an die grosse Glocke, dass sich heute auch ein Leben in der Nachfolge Jesu und im Engagement für andere lohnt, dass darin tiefer Sinn und echte Erfüllung liegen. Weltweit vernetzt, gehören sie zu den Mutmachern und Hoffnungsträgern für eine menschenwürdige und lebenswerte Zukunft.

Kolping – das sind wir, Menschen, die an die große Glocke hängen, was uns Adolph Kolping ins Stammbuch geschrieben hat: „Die Zukunft gehört Gott und den Mutigen; und Mut, nun den haben wir Gott sei Dank noch!“.

Ehe und Familie

Wir halten heute die Vermittlung zentraler Lebenswerte wie Liebe, Treue, Vertrauen und persönliche Zuwendung wichtiger denn je. Denn hier werden die Verhaltensweisen eingeübt, die für die Entfaltung des einzelnen Menschen ebenso nötig sind wie für die Entwicklung der gesamten Gesellschaft. Die Bedeutung solcher immaterieller Werte spüren wir und immer mehr Menschen.

 Ehe und Familie haben hohen Stellenwert

 Das Kolpingwerk hebt den hohen Stellenwert von Ehe und Familie ausdrücklich hervor und will als familienhafter und lebensbegleitender katholischer Sozialverband dazu beitragen, daß sich Ehe und Familie besser entfalten können. Dies geht nicht ohne Stärkung der gesellschaftlichen und politischen Stellung von Ehe und Familie. Dazu unterbreitet das Kolpingwerk eine Reihe von Angeboten.

  • Durch Bildungsveranstaltungen auf allen verbandlichen Ebenen sollen Kenntnisse über Ehe und Familie begründet und vertieft werden, damit eine Bewußtseinsbildung stattfindet.
  • Auf der Basis seiner religiösen Weltanschauung vermittelt das Kolpingwerk eine klare Wertebasis. Es bekennt sich ohne Abstriche zur Ehe und grenzt sich wertebezogen von nichtehelichen Lebensgemeinschaften ab.
  • Ebenso werteorientiert tritt der Verband für den Schutz des ungeborenen Lebens ein und eröffnet in vielen seiner Gliederungen Hilfen und Perspektiven für Frauen in Konfliktsituationen.

Familie erlebbar machen

Dem Anliegen, Familie erlebbar zu machen, dienen auch verbandliche Einrichtungen wie Familienferienstätten, ebenso Seminare, Freizeit- und Spielangebote im kreativen, darstellenden und musischen Bereich. Unterstützung erfahren Ehepaare, Familien und Alleinerziehende durch Familiengottesdienste und -exerzitien. In Erziehungs- und Alltagsfragen helfen sich die Mitglieder durch gegenseitigen Erfahrungsaustausch und praktische Nachbarschaftshilfe. Die Mitglieder werden durch die Mitwirkung im Verband aber auch befähigt, ihre Interessen in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung wahrzunehmen. Sie arbeiten außerdem in Zusammenschlüssen und Gremien mit, die sich in besonderer Weise für Ehe und Familie einsetzen.

Arbeitshilfen und Seminare sind wichtige Instrumente des Verbandes, seine Mitglieder anzuregen und zu selbständiger Arbeit zu befähigen.

Seit geraumer Zeit legt der Verband ein Hauptaugenmerk auf die junge Familie sowie auf die Perspektiven, die Mädchen und Frauen in unserer Gesellschaft eingeräumt werden. Durch zielgruppenorientierte Angebote lassen sich vielfach auch junge Familien für die Mitarbeit im Kolpingwerk gewinnen, die zuvor keinen Kontakt zur Verbandsarbeit hatten.

Arbeit und Soziales

Das Kolpingwerk ist ein anerkannter Verband mit berufs- und sozialpolitischer Ziel- und Zwecksetzung. Dies hat zur Konsequenz, daß das Kolpingwerk eine Vorschlagsberechtigung ausübt für

  • die Sozialversicherungsträger (Kranken-, Renten- und Unfallversicherungsträger);
  • die einzelnen Handwerkskammern;
  • die Benennung von ehrenamtlichen Arbeits- und Sozialrichtern;
  • die Benennung von Mitgliedern der Handwerkskammern, der Industrie- und Handelskammern und der Berufsausbildungsausschüsse;
  • die Benennung von Mitgliedern von Gesellen- und Abschlußprüfungsausschüssen

Das Kolpingwerk engagiert sich in der Selbstverwaltung, die unterteilt ist in:

  • betriebliche Selbstverwaltung (Betriebsrat, Personalrat, Jugend- und Auszubildenden-Vertretung, Mitarbeitervertretung);
  • die sozialen Selbstverwaltung (Wahlen zu den Sozialversicherungsträgern, Entsendung von Mandatsträger in die Vertreterversammlung und Vorstände der Krankenkassen, Unfallversicherungsträger und der Rentenversicherung);
  • wirtschaftliche Selbstverwaltung

(Handwerkskammerwahlen, Entsendung von Mandatsträgern in die Vollversammlungen der Handwerkskammern, in die Berufsbildungsausschüsse und Prüfungsausschüsse).

Insgesamt sind bundesweit in diesen Bereichen der Selbstverwaltung ca. 3200 Mitglieder tätig. Vor allem in den neuen Bundesländern ist es gelungen, viele Kolpingmitglieder für die Übernahme von Verantwortung in der Selbstverwaltung zu motivieren.

Über die Arbeitsgemeinschaft Christliche Arbeiternehmerorganisation (ACA) muß das Kolpingwerk bei sozialpolitischen Gesetzgebungsverfahren als Organisation angehört werden.